Badische-Zeitung, 16. August 2016
Die Singknaben der St. Ursen-Kathedrale Solothurn beeindrucken mit anspruchsvollen Darbietungen das Publikum beim Konzert in Dom und ernten dafür frenetischen Applaus.
Wie sehr sie zu Hause in allen Musikrichtungen sind, bewiesen die Singknaben der St.Ursen-Kathedrale Solothurn. Bei ihrem Samstagskonzert in Dom sangen sie geistliche Lieder des 17., 20. und 21. Jahrhunderts. Als Zugabe wurde ein Volkslied auch pantomimisch dargeboten. Ein Jäger fing den Bären nicht. Den Beat der zweiten Zugabe tanzten sie mit dunklen Sonnenbrillen und entsprechenden Bewegungen. Michael McGlynn schrieb 1992 den Choral Media Vita. Die Singknaben eröffneten ihr Konzert damit und zogen gleichzeitig vom Eingangsportal zur Orgelempore. Vor zehn Jahren schrieb Ola Gjeilo sein Prelude Exultate, Jubilate. Hier wurden die hohen Soprane durch einen Ostinato im Bass besonders markant hervorgehoben. 22 Knaben und 15 Jungmänner bilden den Chor.
Viele können die Lieder auswendig, so dass ihre Augen am Dirigenten hängen. Andreas Reize leitet den Chor seit neun Jahren. Er begann seine musikalische Laufbahn als Singknabe der St. Ursen-Kathedrale Solothurn. Er formierte einen Doppelchor, um An den Wassern von Babel von Heinrich Schütz zu interpretieren. Giovanni Gabrielis Jubilate Deo forderte gar drei Chöre. Die Knaben und Jungmänner singen sicher in allen Lagen. Das weit gespannte Klangbild kommt präzise und schön daher. Unlösbare Schwierigkeiten scheinen die Singknaben nicht zu kennen.
Mit Eugène Gigout (1844 bis 1925) leitete Marjoie Francès Mayo an der Orgel zur zeitgenössischen Musik über. Drei Sätze Minuetto Scherzo und Toccata klangen gedämpft aber virtuos gespielt. Viele Melismen, Läufe und Bögen umspielten einander. Anschließend stellten sich die Singknaben hinter dem Zelebrationsaltar zwischen Langhaus und Rotunde auf. Mit Paul Meadors 2009 geschriebenem Lokus iste weckten die Soprane erstmals den Nachhall der Domkuppel. Thomas Juneau, geboren 1977, schrieb Exultate Justi in Domino 2013. Dieses Stück stellte rhythmisch und dynamisch die höchsten Ansprüche und ließ den Nachhall zum Mitsänger werden. Mit zwei Chorälen von HeallyWillan (1880 bis 1966) verhalf Marjoie Francès Mayo den Sängern zu einer weiteren Pause. Ruggero Giovanelli (1560 bis 1625) formierte die Singknaben wieder zu einem Doppelchor mit Rückkopplung aus der Kuppel.
Dieser starke Dreisatz beherrschte alle folgenden Stücke einschließlich der Zugaben. Dies betraf Iva Antogninis Ave Maris Stelle (geschrieben 2011), Serge Rachmaninovs Bogoroditse Devo und Ola Gjeilos Second Eve (geschrieben 2012). Bravorufe und frenetischer Applaus dankte den Interpreten. Die beiden szenische Darstellungen zu den Zugaben reizten zu lachen. Die Singknaben der Ursen-Kathedrale Solothurn zeigten sich an diesem Abend von ihrer besten Seite.