Schweigen ist Silber, Singen ist Gold - so lautete das Motto des Konzerts der Singknaben der St.-Ursen-Kathedrale in der Jesuitenkirche.
Solothurner Zeitung, 21.9. 2009
In der Tat, Gold hatten die etwa 40 Jungen und jungen Männer am Samstagabend in der Kehle. Unter der Leitung von Andreas Reize gaben sie Chormusik aus der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert zum Besten. Bei einem grossen Teil der Stücke wurde der Chor souverän und kompetent von Angelika Hirsch am Orgelpositiv unterstützt. Im ersten Teil des Programms mit geistlichen Werken erklangen Kompositionen von Mendelssohn, Radulescu, Monteverdi, Schütz, Bruckner, Grieg, Schein, Strawinsky und Barber.
Aus der Solistengruppe der Singknaben sangen vier Knaben drei der «Kleinen Geistlichen Konzerte» von Heinrich Schütz; die beiden Altisten Natanael Metzel und Iacopo Ferrari «Lobet den Herrn», Ferrari allein «Bringt her dem Herrn» und die beiden Sopranisten Valentin Sollberger und Joel Arni «Der Herr ist gross». Die Jungen meisterten ihre Soloauftritte mit klarer Stimme und viel Mut, den es braucht, um vor einem so grossen Publikum allein zu singen. Das gilt auch für den ganzen Chor, der die unterschiedlichen Stücke aus Renaissance, Barock, Romantik und Moderne in ihrer jeweiligen Schönheit zum Strahlen bringen konnte.
Im zweiten, dem weltlichen Teil, wurde die Stimmung lockerer, und man bemerkte plötzlich, dass Sonnenbrillen im Pulloverkragen der Sänger hingen. Nach vier lebendig vorgetragenen traditionellen Liedern durfte der Männerchor, die Tenor- und Bassstimmen des Ensembles, sein Können zeigen.
Das «Dr Sidi Abdel Assar vo El Hamma» von Mani Matter trug ausgeprägt humoristische Züge, und «I get around» hatte so viel Groove, dass die «Beach Boys» gestaunt hätten. Und im letzten Stück des Programms kamen noch die Sonnenbrillen zum Einsatz. Bei dem Arrangement des italienischen Klassikers «Funiculi-Funicula» zeigten die Singknaben deutlich, dass sie keinesfalls brav, sondern cool sind.
Der Chorleiter hatte sein Ensemble voll im Griff. Drohte die Intonation abzusinken, genügte ein Fingerzeig von Andreas Reize, und sie stimmte wieder. Er bedachte seine Sänger immer wieder mit aufmunternden Blicken. Und er schaffte es, dass sein Chor bis zum Schluss die volle Konzentration behielt. Der Chorklang war stets klar und transparent, die Intonation hervorragend und die Artikulation so gut, dass selbst im doppelchörigen «Deutschen Magnificat» von Schütz noch jedes Wort gut zu verstehen war. Und trotz aller Konzentration war den Sängern auch immer wieder der Spass am Singen anzusehen, denn klassische Musik kann durchaus auch cool sein.
Als Zugabe sangen die Singknaben das «Lötschberger Schlofliedli» so schön und sanft, dass man in seligen Schlummer hätte fallen können; das verhinderten allein die harten Sitzbänke der Jesuitenkirche.