Der Chor begeisterte die Zuhörer in der Jesuitenkirche mit geistlicher und weltlicher Musik. Unter dem Titel «Engel, Bengel, Gesang» luden die Singknaben und ihr Leiter Andreas Reize ein zum traditionellen Konzert am Bettag-Vorabend. Zu hören waren neu erarbeitete Motetten und heitere weltliche Lieder.
Gundi Klemm, Solothurner Zeitung, Berner Rundschau, Dienstag, 23.9. 2008
Das Überangebot an kulturellen Anlässen in der Region liess erstmalig die Besucherzahl am hier beschriebenen traditionellen Bettagskonzert der Singknaben in der Jesuitenkirche sichtbar zusammenschmelzen. Doch die anwesende «Fan»-Gemeinde des Traditions-Chors empfand grosse Freude am Auftritt und bekundete dies mit herzhaftem Beifall und sogar Bravo-Rufen. Die Singknaben zu hören, bedeutet eben immer wieder ein grosses Erlebnis.
Von den 60 in der Begleitbroschüre erwähnten Chormitgliedern traten viele ganz junge und nur 13 ältere Sänger auf. Verglichen mit früheren Konzerten des Chors eine kleine Formation, die indes aber mit ihrem Klang- und Harmoniegefühl überzeugte. Andreas Reize, seit 2007 nach 36-jähriger «Ära» Peter Scherer neuer musikalischer Leiter der Chors, hatte auf einen gewissen Umbruch in der Zusammensetzung des Chors hingewiesen. «Uns fehlt im Moment eine Anzahl reiferer Knabenstimmen.» Bei einem unvermeidbaren Generationswechsel fange der Chorleiter «fast alle paar Jahre wieder von vorne an». So standen den Tenören und Bässen nur 23 Kinder- und Jugendstimmen gegenüber. Durch seine Werkauswahl und die Aufstellungswechsel des Chors zwischen vorderem und hinterem Altarraum trug Reize aber hörbar zur stimmlichen Balance bei.
A cappella eröffneten die Singknaben mit Knut Nysteds fast zeitgenössischem «Laudate Dominum». Danach erklang geistliche Vokalmusik aus der Barockzeit, wobei die ausgewählten Komponisten mit Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein und Jan Pieterszon Sweelink wichtige Vertreter dieser glaubensinnigen Komponierkunst waren.
Zarte klangliche Basis verlieh diesen Vorträgen Angelika Hirsch auf dem Orgelpositiv im Altarraum. Immer stand in diesem Konzertteil die Vermittlung des deutlich artikulierten lateinischen Wortes im Mittelpunkt. Zwei junge Soprane boten stimmlich gefällig «Christe, der du bist Tag und Licht», später gefolgt von zwei klanglich und sprachlich beachtlichen Tenören aus dem Chor mit der Schütz-Komposition «Die Furcht des Herren». Danach zeichneten die Tonschöpfer Max Bruch, Anton Bruckner und Felix Mendelssohn-Bartholdy einprägsame Beispiele für romantische geistliche Chormusik. Bruchs «Herr, schicke was du willst» berührte tief ebenso wie das dramatisch-liturgisch gestaltete «Ave Maria», dem Bruckner einen eindringlichen Sopran-Auftakt verliehen hat. Homogene Männerstimmen sorgten in der Mendelssohn-Motette bei immerhin acht Stimmen für ein sicheres Rückgrat. Bei allen Chorstücken gefiel das wunderbar sanfte Ausklingen aller Stimmen.
Altus Jan Börner, zugleich einer der Stimmbildner des Chors, leitete mit dem beinahe volksliedhaften Solo «Ndormenzete popin» in den weltlichen Konzertteil über. Kräftig kontrastierend dazu der Vortrag von zwei italienischen Volksliedern für Männerstimmen, die sicher schon im Ausblick auf die kommende Chorreise in Mittelmeerländer erarbeitet wurden. Danach sang sich der Chor in die Herzen seines Publikums mit dem Satz von Mario Ursprung für das lieblich und variantenreich komponierte Solothurnerlied: «Es lit es Stedtli wunderhübsch ...» Gleichfalls in Mundart folgte im Satz von Mario Frick «Bim Mondschyn». Zum Ausklang gabs mit schauspielerischer Ansage von Chorleiter Andreas Reize das weltbekannte «funiculi-funicula», das musikalisch farbenfrohe Winzerlied «Le vigneron» aus der Romandie und schliesslich ein ruhevolles rätoromanisches Lied.