Konzertsaal Cantus Firmus und Marlis Walter brillierten. Marlis Walter und das von Andreas Reize geleitete Cantus Firmus Consort boten auf alten Instrumenten neue Klangbilder - eine Entdeckungsreise mit Werken von Beethoven und Mozart.
Solothurner Zeitung / MLZ 21.01.2008
Populäre Klassikhits, wie die Jupiter-Sinfonie von Mozart und Beethovens Klavierkonzert Nr. 1, auf barocken Instrumenten und mit einem Hammerklavier zu hören, lässt etablierte Hörgewohnheiten vergessen und neue Klangbilder entdecken. Mit viel Spielfreude und technischer Kompetenz demonstrierte das Orchester Cantus Firmus Consort, wie breit die Palette von Klangfarben und Dynamik mit historischem Instrumentarium sein kann. Gastsolistin Marlis Walter offerierte auf dem etwas monoton klingenden Hammerklavier Parlando-Kunst vom Feinsten.
Die frühen Klavierkonzerte von Beethoven wurden ja nicht immer ernst genommen. Oft wurde moniert, erst im dritten sei der «ganze» Beethoven da. Mittlerweile hat sich diese unsinnige Haltung überlebt. Beethoven, der auch als Konzertpianist reüssieren wollte, hat mit seinem C-Dur-Klavierkonzert ein inspiriertes, jugendlich schwungvolles Werk für sich selber geschrieben. Und Marlis Walter besitzt die künstlerische und technische Potenz, Beethoven nicht allein auf einem nachgiebigen Steinway-Flügel, sondern auch auf dem gerade zu exotischen Hammerklavier zu spielen. Bei der Interpretation von Werken der Wiener Klassik ist es dem Geschmack des Einzelnen überlassen, wie weit ein nach Authentizität bemühtes oder üppigeres Klangbild vorgezogen wird. Unbestreitbar begeisterte die Virtuosität von Marlis Walter, die gerade im mit «Allegro scherzando» überschriebenen Rondo übermütig witzige Melodien sprudeln liess. Verschmelzen Interpretin und Hammerklavier dermassen wie im Konzertsaal, wird neugierigen Ohren Neues zu entdecken geschenkt. Walter spielte auswendig, fügte sich unaufdringlich in den Gesamtklang des Orchesters ein, dominierte in den Soli mit persönlicher Souveränität.
Andreas Reize umrahmte das Beethoven-Konzert mit einer frühen und späten Sinfonie von Mozart. Sowohl bei der Sinfonie KV 201 als auch bei der Jupiter-Sinfonie bestätigte er sich als Dirigent, dem es nicht allein um das «Rekonstruieren» eines möglicherweise einmal gewesenen Zustandes geht, sondern um lebendiges Musizieren, welches das verfügbare historische Wissen miteinbezieht. Die Mozart-Wiedergabe dokumentierte, welches Niveau das vor sechs Jahren gegründete Barockorchester mittlerweile erreicht. Die Musiker des Cantus Firmus Consort spielten sicher und präzise. Besonders prägnant die Bläser, die sehr intonationssauber und virtuos agierten. Engagiert auch die Streicher. Diese waren selbst dort, wo bei Mozart die Bläser solistisch hervortreten, sehr präsent. Doch im Grossen und Ganzen achtete Reize auf Transparenz und Balance. Der «historisierende» Ansatz von Cantus Firmus wirkte sowohl bei Mozart als auch bei Beethoven nicht konservatorisch, sondern belebend und aktualisierend - eine spannende und griffige Interpretation.