Monteverdis «l’Orfeo»

zmitz.ch, 17.8.2017, Lucilia Mendes von Däniken

Man muss kein Opern-Kenner sein um die Oper Schloss Waldegg zu lieben. Man muss nur hingehen. So das Fazit von Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken.

Mariä Himmelfahrt – eigentlich war schönes Wetter angesagt, doch da braut sich was zusammen am Himmel. Kommt das Gewitter oder kommt es nicht? Lange tun sich die Organisatoren schwer. Stadttheater oder Schloss? Schloss! Zum guten Glück. Die Entscheidung war goldrichtig.

Und so begebe ich mich zum Schloss Waldegg. In freudiger Erwartung. Es ist bereits die dritte Produktion, die ich mir auf Schloss Waldegg anschaue, respektive anhöre. Die erste Aufführung besuchte ich aus beruflichen Gründen, die weiteren aus Überzeugung. Die Atmosphäre ist berauschend. Es stimmt alles bei dieser Produktion. Das Geschehen auf der Bühne ist aufs Minimum reduziert: Schlichte Kleidung, wenig Requisiten. Das Orchester immer voll präsent und doch dezent im Hintergrund. Die Solisten sorgfältig ausgewählt, überzeugend.

Monteverdis Werk «L'orfeo» steht in diesem Jahr auf dem Programm. Sozusagen der Urknall der Oper. Eine musikalische Fabel, die in der irdischen Welt spielt, aber auch in der Unterwelt. Der musikalische Leiter Andreas Reize kündigt es vor dem Beginn an: Michael Feyfar, der den Orfeo verkörpert, lag tags zuvor mit 40 Grad Fieber im Bett. Trotzdem steht er an diesem Dienstagabend auf der Bühne. Wüsste man nicht, dass er krank ist, man würde es nicht merken. Seine Stimme trägt, seine Mimik spielt. Orfeo lebt!

Die Geschichte ist tragisch-schön, fantasievoll. Die Liebesgeschichte von Orfeo und Euridice, die glücklich beginnt und traurig endet. Akt für Akt versinke ich mehr und mehr in der Handlung, folge dem Geschehen und dem Gesang dank der Unterstützung des Programmheftes, fiebere mit, habe Gänsehaut da und wässrige Augen dort. Vor allem die Messagiera (Silke Gäng) sowie Caronte/Pluto (Lisandro Abadie) berühren mich mit ihren kraftvollen Stimmen und der starken Charakteristik. Zwischendurch schweift mein Blick ab zu den Musikern des «cantus firmus consort», welche auf barocken Instrumenten spielen. Instrumente, die man so nicht oft sieht. Das Regal zum Beispiel oder die Laute. Das ganze Arrangement vom Orchester über den Chor bis zu den Solisten weiss mich zu packen. Einzig mit den Tanzeinlagen tue ich mich manchmal etwas schwer.

Gerade als sich die Wolken am Himmel langsam wieder versammeln, geht die Oper zu Ende. Und während sich die Künstler auf der Bühne verneigen, kehre ich langsam zurück aus der Fabel- in die reale Welt.

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