Sanfte Engel- und Bengelmusik

Hinreissendes Konzert der Singknaben der St. Ursenkathedrale Solothurn. Engelmusik? Bengelmusik? Die Singknaben der St. Ursenkathedrale Solothurn beherrschen beides. Sie gaben unter der Leitung von Andreas Reize herrliche Kostproben ihres Könnens in der Klosterkirche St. Urban.

Renata Woll, © Zofinger Tagblatt / MLZ; 25.09.2008

«Singen ist eine der schönsten Sachen der Welt. Und wenn Kinder singen, ist es etwas ganz Spezielles: die Emotionen und die Freude am Leben strahlen direkt aus den Gesichtern.» Diese Sätze, dem Programmheft vom Konzert in St. Urban entnommen, drücken exakt aus, was man am eigentlichen Konzert erleben konnte. Die Knaben und die jungen Männer des Solothurner Chores begeisterten vom ersten bis zum letzten Akkord.

Bezaubernde Stimmen

Eine Reihe geistlicher Gesänge erklang im ersten Programmteil. Schein, Sweelinck, Schütz und Kuhnau waren die Vertreter des barocken Teils. Vier-und fünfstimmige Motetten schienen den kleinen und grossen Sängern keine Mühe zu bereiten. Mit grossem Ernst gingen sie zur Sache, hielten Spannung und Intonation locker durch. Sie bestachen durch bezaubernd schöne, helle Sopranstimmen, aber auch durch erstaunlich gut geerdete Männerstimmen.

Mit Bruch, Bruckner und Mendelssohn kamen die romantischen Klänge ins Spiel. Ob sieben- oder achtstimmige Sätze: für die Solothurner Sänger schien das überhaupt kein Problem zu sein. Es klappte alles perfekt, ob mit Begleitung durch die Orgel (Angelika Hirsch) oder a cappella gesungen. Solisten aus den eigenen Reihen, zwei Tenöre, drei Knabensoprane, ein Altus-Solist bewiesen zudem, welch ein Potenzial in diesem Solothurner Chor steckt.

Spontaner Applaus

Hatte man im ersten Konzertteil mit den geistlichen Gesängen eher die Engel-Seite gepflegt, kamen im zweiten Teil die Bengel zum Zug. Spontanen Szenenapplaus erntete der Altus-Solist mit einem italienischen Lied in einer Bearbeitung des Pianisten Arturo Benedetti Michelangeli. Weitere Sätze dieses Musikers wurden vom Männerchor vorgetragen. Die Knaben durften derweil kurz ruhen, um dann umso inniger ihr Lied «Es lit es Stedtli wunderhübsch am blauen Aarestrand», eben ihr Solothurnerlied, in einer originellen Version von Mario Ursprung zu singen.

Richtiges Schlussfeuerwerk

Nach dem Liedchen «Bim Mondschyn» setzten die kleinen und grossen Sänger zum Schlussfeuerwerk an. Man verstand zwar in der grossen Kirche die Geschichte zum Lied, vom Dirigenten vorgängig erzählt, leider nicht. Das tat aber dem grossartigen Eindruck kaum Abbruch, den der Vortrag dieses Liedes hinterliess, einer Verknüpfung des italienischen Gassenhauers «Funiculi - Funicula» mit dem englischen Song «Angelina».

Bei so viel Temperament, bei so offensichtlichem Spass an der Sache, störte es die Konzertbesucherinnen und -besucher kaum, wenn es ein bisschen wild wurde, wenn die saubere Intonation ein bisschen auf der Strecke blieb. Der Spass war riesig, bei Sängern wie beim Publikum. Den herzlichen Applaus verdankten die Sänger mit einer Reihe Zugaben, mit Liedern in verschiedenen Landessprachen.

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