Frischer Wind ist spürbar - Singknaben Bettagskonzert mit Andreas Reize

Bei seinem ersten Auftritt mit den Solothurner Singknaben zeigte Dirigent Andreas Reize, dass amüsante weltliche Lieder ins Bettags-Repertoire passen. Der Knabenchor und sein interimistischer Leiter wurden mit Standing Ovations gefeiert

Silvia Rietz, SolothurnerZeitung / MLZ; 17.09.2007

Bei seinem ersten Auftritt mit den Solothurner Singknaben zeigte Dirigent Andreas Reize, dass amüsante weltliche Lieder ins Bettags-Repertoire passen. Der Knabenchor und sein interimistischer Leiter wurden mit Standing Ovations gefeiert.

Selbst für einen Allrounder wie Andreas Reize bedeutet es eine Herausforderung, in die Fussstapfen von Peter Scherer zu treten, der die Solothurner Singknaben während sechsunddreissig Jahren äusserst erfolgreich geleitet hat. Der Einstand ist dem ehemaligen Singknaben Andreas Reize als interimistischer Leiter gelungen - er bringt spürbar frischen Wind in den ältesten Knabenchor der Schweiz. Es ist ja schon fast selbstverständlich, dass die Singknaben Vokalmusik abseits des üblichen Repertoires anbieten. Wie das meditative «Ave Maria» von Jakob Arcadelt oder, als Höhepunkt der geistlichen Chormusik, Heinrich Schütz' «Die Himmel erzählen die Ehre Gottes». Die Buben, Teenies und jungen Männer gestalteten die mehrstimmigen Motetten zum Bettag mit spürbarer Freude, formierten sich ständig neu und überzeugten mit rhythmischem Gespür und sauberer Intonation.

Stimmen geschickt aufgeteilt

Andreas Reize teilte die Stimmen geschickt auf, choreografierte die Wechsel und Aufstellungen minutiös. Liess das Quartett bei Benjamin Brittens «A Hymn to the virgin» für vier Stimmen und Echochor von der Kanzel singen. Der Ausflug ins 20. Jahrhundert brachte zudem Heinrich Kaminskis selten gehörtes «Aus der Tiefe ruf ich Herr zu Dir» zu Gehör. Die Singknaben agierten mit dramatischem Impetus und offenbarten, dass Kaminski ein Grenzgänger zwischen Spätromantik und Moderne war. Im Sopransolo liess die Engelsstimme von Pascal Nussbaum aufhorchen. Mit Willy Burkhards «Ich hebe die Augen auf» kam eine Motette aus der Feder eines Schweizer Komponisten zum Zuge. John Rutters «Cantate Domino» animierte den Chor, sich dem Rhythmus hinzugeben und mit einer famosen Interpretation zu erfreuen. Bereits in den Motetten aus dem Barock und der Romantik war zu hören, was Präsident Philippe Guggisberg beobachtete: «Die Sänger von ganz klein bis ganz gross sind enorm motiviert und haben sich gemeinsam mit dem neuen Leiter wahnsinnig ins Zeug gelegt.»

«Das het gfägt»

Der auch im Gottesdienst aktive Knabenchor zeigte, mit welchem Spass selbst die Kleinsten Populäres wie Mani Matters «Zündhölzli» verinnerlichen. Auch wenn das Streichhölzeranzünden den «Grossen» überlassen blieb. Die Gruppe Amerikaner vom «Bicycle Tours» feierte die Boys, auch wenn ihnen der Schweizer Dialekt exotisch vorkam. Umso mehr jubelten sie beim heimatlichen «Clementine». Ein Countrysong mit Schalk, den die Singknaben temperamentvoll sangen. Das Publikum dankte den jungen Sängern und ihrem jungen Dirigenten mit Standing Ovations. «Das het gfägt», meinte Singknabe Camille Rüegsegger vor dem Heimgehen.

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