Ein besonderes Bukett

NZZ, MicheIIe Ziegler

Ein extravagantes, ambitioniertes Programm hat der Zürcher Bach-Chor mit seinem neuen Leiter Andreas Reize zusammengestellt. Es vereinte ein Dutzend sehr unterschiedliche Kompositionen verschiedener Epochen, darunter feierliche Anrufungen und elegische Kontemplationen, üppige Volkslieder der Romantik neben Bach und Purcell, Debussy und Britten.

Zukunftsweisend

Einziger Schwerpunkt war die Auseinandersetzung mit Felix Mendelssohn Bartholdy, von dem der Chor eine Motette und drei Lieder sang und der Organist Rudolf Scheidegger zwei Sonaten und das zweite der drei Präludien und Fugen op.37 spielte. Einen bunten Strauss hatte der grosse Zürcher Konzertchor so arrangiert, wie er es zum Muttertag angekündet hatte – nur Edward Elgars ”There is sweet music“ op.53 musste zuletzt wegfallen. In der Umsetzung zeigte sich, dass das Programm gerade anhand seiner kapriziös durch die Jahrhunderte führenden Dramaturgie in bester Manier unterhielt und dass es dem Chor ermöglichte, sein ganzes Können zu zeigen. Nicht simpel waren die Wechsel, die er etwa zwischen den beiden komplexen Motetten für zwei vierstimmige Chöre von Bach und Mendelssohn oder zwischen Claude Debussys „Trois Chansons de Charles d' Orléans“ und der achtstimmigen Chorversion von Samuel Barbers populärem Streicheradagio zu vollziehen hatte. Doch der gut vorbereitete Chor bewältigte sie tadellos; er blühte gerade in den anspruchsvollen Werken auf und liess dem überzeugenden Solistenquartett mit Ursina Leuenberger, Maria Victoria Haas, Achim Glatz und Alexandre Beuchat gleichwohl seinen Platz. Dies liess den Schluss zu, dass der Zürcher Bach-Chor nach seiner langen Zeit mit Peter Eidenbenz in Andreas Reize einen neuen Leiter gefunden hat, der ihn zu guter Arbeit und beispielhaften Leistungen zu führen vermag. Die klare Artikulation, das ausgeglichene Klangbild und die feinen Abstimmungen in der Gestaltung, die aus einer fundierten Kenntnis der Musik verschiedener Epochen schöpft, versprechen viel für die Zukunft des traditionsreichen Chors.

Halsbrecherisch

Weitere Glanzpunkte des Konzerts waren dem Organisten Rudolf Scheidegger zu verdanken, der mitunter in halsbrecherischem Tempo durch Mendelssohns verwinkelte Fügen jagte und dennoch die einzelnen Stimmen ausgestaltete. In seiner meisterhaften Interpretation liess er die Originalität dieser Orgelwerke zum Vorschein kommen und fügte sie als ausgesuchte Einzelstücke in das bunte Bukett des Abends.

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