Gut in Szene gesetzt

Konzertsaal Mozart-Abend mit Barbara Locher. Ein Mozart-Abend mit dem cantus firmus consort und der Sopranistin Barbara Locher im Konzertsaal lebte von einem inspirierten Orchester und der gut disponierten Solistin.

Wiebke Holberg, © Solothurner Zeitung 20.1. 2009

«Ich glaube, es wird nicht nöthig seyn ihnen viel von dem erfolg meiner academie zu schreiben, sie werden es vieleicht schon gehört haben», schrieb Wolfgang Amadeus Mozart im Jahre 1783 an seinen Vater Leopold. Mit dieser «academie» meinte Mozart ein Konzert mit verschiedensten Werken aus seiner Feder. In jener Zeit waren solche Anlässe durchaus üblich, um Publikum und Gönner auf sich aufmerksam zu machen. Die Programme solcher «Academien» unterschieden sich von den heutigen Konzertprogrammen, indem aus vielen unterschiedlichen Werken gespielt wurde, Instrumentalmusik mit Vokalmusik abwechselte und Sinfonien nicht als geschlossenes Werk, sondern über den Abend verteilt musiziert wurden.

Ein eindrücklicher Auftritt

Im Stile dieser musikalischen Akademien fand im Konzertsaal ein Konzert mit dem cantus firmus consort unter Andreas Reize und der Sopranistin Barbara Locher statt. Das Ensemble, das auf historischen Instrumenten musiziert, spielte Teile aus der Oper Idomeneo und die Sinfonie Nr. 39 von Mozart. Zunächst erklang die Ouvertüre, derweil Barbara Locher von hinten die Bühne betrat. Während des Rezitativs «Quando avran fine omai» schritt sie wunderbar primadonnenhaft über die ganze Bühne nach vorne, um dort die Arie «Padre, germani, addio» zu singen und verlieh so der Aufführung ein szenisches Moment.

Nach einem Zwischenspiel, der «Marcia» aus dem ersten Akt, erklangen Rezitativ und Arie «Solitudini amiche - Zeffiretti lusinghieri» aus dem dritten Akt.
Solistin Barbara Locher sang die beiden Arien der Illia mit viel Virtuosität, Anmut und dramatischer Tiefe, während das Orchester sie mit transparentem Klang und präzisem Timing unterstützte. Zum Abschluss des ersten Teils folgte das Ballett KV 367, das Mozart für die Krönungsszene am Schluss der Oper geschrieben hat, ein sehr anspruchsvolles und abwechslungsreiches Stück mit einem furiosen Finale.

Ohne gelangweilte Routine

Nach der Pause spielte das Orchester die Sinfonie Es-Dur KV 543, eine der letzten Sinfonien Mozarts. Auch hier wurde, der Tradition der Akademien folgend, in der Mitte eine weitere Arie eingeschoben, jedoch nicht wie zuvor angekündigt die Konzertarie «Alma grande e nobil core», sondern eine weitere, ebenfalls virtuos vorgetragene Arie der Illia aus Idomeneo, «Se il padre perdei».

Das cantus firmus consort musizierte die Sinfonie vielschichtig, eindrücklich und mit Verve, ganz ohne die gelangweilte Routine, die solch oft aufgeführten Werken manchmal anhängt. Als Zugabe erfreuten das Ensemble und die Solistin die Zuschauer doch noch mit der Arie «Alma grande e nobile core», KV 578, in der Barbara Locher ein weiteres Mal brillieren konnte.

Obwohl der «Kayser» fehlte

Mozart schrieb über seine «academie» weiter an seinen Vater: «das liebste aber war mir, daß seine Mayestätt der kayser auch zugegen war, und wie vergnügt er war, und was für lauten beyfall er mir gegeben.» Nun, ein Kaiser war in Solothurn nicht zugegen. Doch das anwesende Publikum wusste ein «gut musiciertes concert» ebenfalls sehr wohl zu schätzen.

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